Weekend Report
Remember me making jokes about going to the Pub at 7 in the morning in order to watch a match and have a beer for breakfast? Of course I didn't go to watch England on Saturday, because seriously: Who would go there at that time?! So I thought. Later that day in the O'Byrne’s Irish Pub (which is presently my World Cup Headquarter) during the Argentina vs. Ivory Coast match (fantastic!) a guy told me that he had arrived at quarter to 7 at the Elephant and Castle Pub and it was completely packed! Full of hardcore English fans, most of them in England jerseys! Ils sont fous, ces Anglais! Guess were I'll be on Thursday at 10?
Der abendliche Ball gestaltete sich äußerst interessant. Auf der Hinfahrt war die U-Bahn hauptsächlich mit Oilers Fans auf dem Weg zum Stadion gefüllt (ihr Besuch lohnte sich, denn "wir" gewannen 2:1) – unglaublich, was bei unserer Heimfahrt um ca. 3 Uhr in der Früh auf der Whyte Avenue los war! Ich hoffe heute folgt der nächste Sieg..
< image "0326-we" deleted >
Was den Ball betrifft, genoss ich zu allererst die nette Gesellschaft, hier bildlich dargestellt: Vorne Brian und Steve, hinten ich, Lilla und David. Auch erwiesen sich Lillas Warnungen als unbegründet, weil das Publikum altersmäßig sehr gemischt war und auch viele jüngere Leute da waren.
Der Programmpunkt, auf den ich am gespanntesten war, war die „Silent Auction“. Als Einnahmequelle für die ungarische Community haben Mitglieder Objekte von Firmen, Geschäften, Privatpersonen lukriert – die man bei uns vermutlich in Form einer Tombola unter die Leute gebracht hätte. Hier geschah das in Form einer Auktion, die deshalb still war, weil man seine Gebote (mit Angabe von Betrag, Name und Telefonnummer) in die bei den Objekten aufliegende Listen eintrug. Man musste also immer wieder eine Runde drehen, um zu sehen, ob man eh nicht überboten wurde. Nachdem mein erster Eindruck von den Dingen eher mager war, entwickelte ich einen Ersatzplan: Ich schau nicht auf die Objekte, sondern einfach, wo die hübscheste Frau mitbietet, dort gebe ich gleich nach selbiger ein Gebot ab, um so an ihren Namen und ihre Telefonnummer zu gelangen. Allerdings fand ich dann doch noch was: The Little Book of Insults. Schlug es auf einer beliebigen Seite auf und was stand da zu lesen: "If anyone is born a German, God has sufficiently punished him already." (Russian saying) Da musste ich natürlich sofort ein Gebot abgeben! Mein gefinkelter Plan hätte übrigens im umgekehrten Sinn fast funktioniert, da ich von besagtem hübschesten Mädchen überboten wurde – Lilla meinte allerdings, ihr Freund wäre sicher nicht erfreut, wenn ich sie anrufen würde. Egal, sie hat sich sicher meine Nummer aufgeschrieben. Wie auch immer, das Buch landete auf Umwegen in meinem Besitz, eben so wie ein Rucksack. Auf das Oilers-Bild mit Unterschrift eines Spielers für 50 Dollar verzichtete ich ebenso wie auf den George-Foreman-Grill, eine Kristall-Rose oder das Celine-Dion Parfumset (tja wenn eine CD dabei gewesen wäre... :-)
Ansonsten mundete das im Eintritt inkludierte Essen (warmes Buffet), es gab Rind, Huhn, Gemüse, Salat, Püree – und Nockerl, die in ungarisch eine Spur anders genannt werden aber ähnlich genug um das Wort zu erkennen. Die Aufführungen verschiedener Volks- (oder Folklore-) Tänze waren ebenfalls sehr unterhaltsam, wobei ich am beeindruckendsten fand, dass sich die Kinder (oder gar Enkel) ungarischer Einwanderer tatsächlich dafür interessieren, Zeit und Energie dafür zu investieren, diese Tänze zu erlernen, zu trainieren und in diesen Trachten aufzutreten. Ich bezweifle, dass mir das je in den Sinn käme. Allgemein scheint der Zusammenhalt dieser ungarischen Community recht gut zu sein (sie sind aber deswegen trotzdem alles andere als "integrationsunwillig" wie man es ihnen bei uns unterstellen würde). Ich unterhielt mich auch mit einem älteren, aus Ostpreußen stammenden Gast, der seit 60 Jahren in Kanada und den USA lebt und der meinte, die ungarischen oder auch polnischen Einwanderer würden ihre Kultur um einiges besser pflegen und länger bewahren, als das bei den deutschsprachigen der Fall ist. Er führte das darauf zurück, dass dass wir beim Englisch Lernen sprachliche Vorteile haben, ich vermute aber dass da noch andere Gründe mitspielen. Es wäre interessant, eine Untersuchung darüber zu lesen.
Im übrigen war es ein etwas seltsames Gefühl, als Österreicher auf einem ungarischen Ball zu sein. Schließlich sind wir Nachbarn und bildeten früher einen Staat – und trotzdem ist Ungarn um so vieles fremder als beispielsweise Deutschland, vor allem aufgrund der sprachlichen Unterschiede, aber sicher hat auch die Politik nach 1945 einen Gutteil dazu beigetragen.
Zudem gehen wir Österreicher ja normalerweise davon aus, dass wir im Ausland überall freundlich empfangen werden. Schließlich sind wir ja so ein sympathisches, kleines, gemütliches Land. Sissi, Mozart und Sound of Music – man muss uns einfach mögen! Aber mit Ungarn verbindet (oder trennt) uns eine gemeinsame Geschichte. In Österreich blickt man gerne und stolz auf unsere ruhmreiche Geschichte zurück, damals, als „wir“ noch jemand waren in der Welt. In Ungarn sieht man in dieser Zeit die Jahrhunderte der habsburgischen Fremdherrschaft und Tyrannei. Ganz verkürzt und unwissenschaftlich gesagt. Aber die Wirkung solcher verkürzten Helden- und Feind-Bilder wirkt mitunter lange nach. Insofern ist das Gefühl seltsam, dass für einen Ungarn „Österreich“ vielleicht gar nicht so positiv klingt, wie man es sich wünschen würde und man sich plötzlich in einer ähnlichen Position wie ein Deutscher gegenüber einem Polen wiederfinden könnte. Natürlich war auf dem Ball von so etwas überhaupt nichts zu spüren, aber ich dachte nur, der Blick zurück kann eine ziemlich heikle Angelegenheit sein. Historisch gesehen wäre/ist es natürlich eine interessante Sache, zu untersuchen, wie und in welcher Weise verschiedene Herrscher oder Ereignisse unserer gemeinsamen Geschichte in den beiden Ländern unterschiedlich interpretiert werden.
Der abendliche Ball gestaltete sich äußerst interessant. Auf der Hinfahrt war die U-Bahn hauptsächlich mit Oilers Fans auf dem Weg zum Stadion gefüllt (ihr Besuch lohnte sich, denn "wir" gewannen 2:1) – unglaublich, was bei unserer Heimfahrt um ca. 3 Uhr in der Früh auf der Whyte Avenue los war! Ich hoffe heute folgt der nächste Sieg..
< image "0326-we" deleted >
Was den Ball betrifft, genoss ich zu allererst die nette Gesellschaft, hier bildlich dargestellt: Vorne Brian und Steve, hinten ich, Lilla und David. Auch erwiesen sich Lillas Warnungen als unbegründet, weil das Publikum altersmäßig sehr gemischt war und auch viele jüngere Leute da waren.
Der Programmpunkt, auf den ich am gespanntesten war, war die „Silent Auction“. Als Einnahmequelle für die ungarische Community haben Mitglieder Objekte von Firmen, Geschäften, Privatpersonen lukriert – die man bei uns vermutlich in Form einer Tombola unter die Leute gebracht hätte. Hier geschah das in Form einer Auktion, die deshalb still war, weil man seine Gebote (mit Angabe von Betrag, Name und Telefonnummer) in die bei den Objekten aufliegende Listen eintrug. Man musste also immer wieder eine Runde drehen, um zu sehen, ob man eh nicht überboten wurde. Nachdem mein erster Eindruck von den Dingen eher mager war, entwickelte ich einen Ersatzplan: Ich schau nicht auf die Objekte, sondern einfach, wo die hübscheste Frau mitbietet, dort gebe ich gleich nach selbiger ein Gebot ab, um so an ihren Namen und ihre Telefonnummer zu gelangen. Allerdings fand ich dann doch noch was: The Little Book of Insults. Schlug es auf einer beliebigen Seite auf und was stand da zu lesen: "If anyone is born a German, God has sufficiently punished him already." (Russian saying) Da musste ich natürlich sofort ein Gebot abgeben! Mein gefinkelter Plan hätte übrigens im umgekehrten Sinn fast funktioniert, da ich von besagtem hübschesten Mädchen überboten wurde – Lilla meinte allerdings, ihr Freund wäre sicher nicht erfreut, wenn ich sie anrufen würde. Egal, sie hat sich sicher meine Nummer aufgeschrieben. Wie auch immer, das Buch landete auf Umwegen in meinem Besitz, eben so wie ein Rucksack. Auf das Oilers-Bild mit Unterschrift eines Spielers für 50 Dollar verzichtete ich ebenso wie auf den George-Foreman-Grill, eine Kristall-Rose oder das Celine-Dion Parfumset (tja wenn eine CD dabei gewesen wäre... :-)
Ansonsten mundete das im Eintritt inkludierte Essen (warmes Buffet), es gab Rind, Huhn, Gemüse, Salat, Püree – und Nockerl, die in ungarisch eine Spur anders genannt werden aber ähnlich genug um das Wort zu erkennen. Die Aufführungen verschiedener Volks- (oder Folklore-) Tänze waren ebenfalls sehr unterhaltsam, wobei ich am beeindruckendsten fand, dass sich die Kinder (oder gar Enkel) ungarischer Einwanderer tatsächlich dafür interessieren, Zeit und Energie dafür zu investieren, diese Tänze zu erlernen, zu trainieren und in diesen Trachten aufzutreten. Ich bezweifle, dass mir das je in den Sinn käme. Allgemein scheint der Zusammenhalt dieser ungarischen Community recht gut zu sein (sie sind aber deswegen trotzdem alles andere als "integrationsunwillig" wie man es ihnen bei uns unterstellen würde). Ich unterhielt mich auch mit einem älteren, aus Ostpreußen stammenden Gast, der seit 60 Jahren in Kanada und den USA lebt und der meinte, die ungarischen oder auch polnischen Einwanderer würden ihre Kultur um einiges besser pflegen und länger bewahren, als das bei den deutschsprachigen der Fall ist. Er führte das darauf zurück, dass dass wir beim Englisch Lernen sprachliche Vorteile haben, ich vermute aber dass da noch andere Gründe mitspielen. Es wäre interessant, eine Untersuchung darüber zu lesen.
Im übrigen war es ein etwas seltsames Gefühl, als Österreicher auf einem ungarischen Ball zu sein. Schließlich sind wir Nachbarn und bildeten früher einen Staat – und trotzdem ist Ungarn um so vieles fremder als beispielsweise Deutschland, vor allem aufgrund der sprachlichen Unterschiede, aber sicher hat auch die Politik nach 1945 einen Gutteil dazu beigetragen.
Zudem gehen wir Österreicher ja normalerweise davon aus, dass wir im Ausland überall freundlich empfangen werden. Schließlich sind wir ja so ein sympathisches, kleines, gemütliches Land. Sissi, Mozart und Sound of Music – man muss uns einfach mögen! Aber mit Ungarn verbindet (oder trennt) uns eine gemeinsame Geschichte. In Österreich blickt man gerne und stolz auf unsere ruhmreiche Geschichte zurück, damals, als „wir“ noch jemand waren in der Welt. In Ungarn sieht man in dieser Zeit die Jahrhunderte der habsburgischen Fremdherrschaft und Tyrannei. Ganz verkürzt und unwissenschaftlich gesagt. Aber die Wirkung solcher verkürzten Helden- und Feind-Bilder wirkt mitunter lange nach. Insofern ist das Gefühl seltsam, dass für einen Ungarn „Österreich“ vielleicht gar nicht so positiv klingt, wie man es sich wünschen würde und man sich plötzlich in einer ähnlichen Position wie ein Deutscher gegenüber einem Polen wiederfinden könnte. Natürlich war auf dem Ball von so etwas überhaupt nichts zu spüren, aber ich dachte nur, der Blick zurück kann eine ziemlich heikle Angelegenheit sein. Historisch gesehen wäre/ist es natürlich eine interessante Sache, zu untersuchen, wie und in welcher Weise verschiedene Herrscher oder Ereignisse unserer gemeinsamen Geschichte in den beiden Ländern unterschiedlich interpretiert werden.
relationes - 2006/06/12 17:32