Obama, Österreich und die Mauschelei
Das Leben kann schon ungerecht sein. Wär das George W. Bush passiert, wär's womöglich eine Schlagzeile über dessen Unwissenheit und Dummheit wert gewesen. Bei Barack Obama ist es eine unbeachtete Randnotiz:
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He has said throughout his tour of European countries that he had come "to listen, to learn." So an Austrian television reporter took him up on it.
"Mr. President, you said you came here to learn and to listen. So a quite personal question," she asked at his closing news conference Saturday. "What did you learn from your personal talk with the European leaders? And did this change in a certain way your views on Europe and its politics?" [...]
"It was also interesting to see that political interaction in Europe is not that different from the United States Senate," said Obama, a former senator. "There's a lot of - I don't know what the term is in Austrian - wheeling and dealing, and, you know, people are pursuing their interests, and everybody has their own particular issues and their own particular politics."[1]
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Obama-Gegner - und deutsche Reporter natürlich[2] - spotten nun, dass der Präsident offensichtlich nicht wisse, dass man in Österreich Deutsch spreche.
Also, ich habe kein Problem mit dieser Wortwahl. Mir ist es viel lieber, man spricht von einer "österreichischen Sprache", man weiß, dass in Österreich deutsche Dialekte gesprochen werden, die sich vom so genannten Hochdeutsch deutlich unterscheiden, anstatt dass man als Österreicher, wie es andauernd passiert, auch nach mehreren Gesprächen und wiederholter Korrektur doch immer nur als Deutscher wahrgenommen wird. Was, da gibt es einen Unterschied?
Nicht dass ich argumentieren will, dass Obama das alles weiß. Vielleicht war es einfach ein Versprecher, hätte er "in Austria" gesagt, wär's korrekt gewesen. Vielleicht hat er während (oder bereits vor) seinem Europa-Aufenthalt gelernt, dass auch das kleine Land Österreich ein ausgeprägtes National-Gefühl hat und mitunter empfindlich reagiert, wenn man als Deutscher bezeichnet wird, und vielleicht war er deshalb übervorsichtig. Oder vielleicht hatte er tatsächlich keine Ahnung welche Sprache man in Österreich spricht und sich deshalb für die am naheliegendste Variante "Österreichisch" entschieden. Wie auch immer, es gibt schlimmere Antworten: "There's a lot of - I don't know what the term is in Australian..."
PS: Herr Obama, "dealing and wheeling" würde man ins Deutsche als "intensive Verhandlung", "Geschäftemacherei" oder "Kuhhandel" übersetzen. In Österreich würde man womöglich am ehesten "Mauschelei" dazu sagen. Aber ob Sie die Europäische Politik wirklich so nennen wollen?
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Quellen:
[1] Tom Raum: "White House Notebook. Obama says interesting to find wheeling, dealing happens in Europe, too", auf: startribune.com, 4. April 2009.
[2] "Wie man an den US-Präsidenten herankommt", auf: orf.at, 4. April 2009.
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He has said throughout his tour of European countries that he had come "to listen, to learn." So an Austrian television reporter took him up on it.
"Mr. President, you said you came here to learn and to listen. So a quite personal question," she asked at his closing news conference Saturday. "What did you learn from your personal talk with the European leaders? And did this change in a certain way your views on Europe and its politics?" [...]
"It was also interesting to see that political interaction in Europe is not that different from the United States Senate," said Obama, a former senator. "There's a lot of - I don't know what the term is in Austrian - wheeling and dealing, and, you know, people are pursuing their interests, and everybody has their own particular issues and their own particular politics."[1]
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Obama-Gegner - und deutsche Reporter natürlich[2] - spotten nun, dass der Präsident offensichtlich nicht wisse, dass man in Österreich Deutsch spreche.
Also, ich habe kein Problem mit dieser Wortwahl. Mir ist es viel lieber, man spricht von einer "österreichischen Sprache", man weiß, dass in Österreich deutsche Dialekte gesprochen werden, die sich vom so genannten Hochdeutsch deutlich unterscheiden, anstatt dass man als Österreicher, wie es andauernd passiert, auch nach mehreren Gesprächen und wiederholter Korrektur doch immer nur als Deutscher wahrgenommen wird. Was, da gibt es einen Unterschied?
Nicht dass ich argumentieren will, dass Obama das alles weiß. Vielleicht war es einfach ein Versprecher, hätte er "in Austria" gesagt, wär's korrekt gewesen. Vielleicht hat er während (oder bereits vor) seinem Europa-Aufenthalt gelernt, dass auch das kleine Land Österreich ein ausgeprägtes National-Gefühl hat und mitunter empfindlich reagiert, wenn man als Deutscher bezeichnet wird, und vielleicht war er deshalb übervorsichtig. Oder vielleicht hatte er tatsächlich keine Ahnung welche Sprache man in Österreich spricht und sich deshalb für die am naheliegendste Variante "Österreichisch" entschieden. Wie auch immer, es gibt schlimmere Antworten: "There's a lot of - I don't know what the term is in Australian..."
PS: Herr Obama, "dealing and wheeling" würde man ins Deutsche als "intensive Verhandlung", "Geschäftemacherei" oder "Kuhhandel" übersetzen. In Österreich würde man womöglich am ehesten "Mauschelei" dazu sagen. Aber ob Sie die Europäische Politik wirklich so nennen wollen?
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Quellen:
[1] Tom Raum: "White House Notebook. Obama says interesting to find wheeling, dealing happens in Europe, too", auf: startribune.com, 4. April 2009.
[2] "Wie man an den US-Präsidenten herankommt", auf: orf.at, 4. April 2009.
relationes - 2009/04/06 01:14